LACKGESCHICHTE

Von der Schildlaus zum Lack

Lacke sind Bestandteil unseres alltäglichen Lebens. Schon vor Christi Geburt finden sich die ersten Hinweise auf ihre Existenz. So nutzten zum Beispiel die Chinesen den Saft des Rhus-Baumes, um Lacke herzustellen. Das deutsche Wort Lack leitet sich aus dem altindischen Sanskrit-Wort „laksha“ ab. Laksha heißt hunderttausend und bezieht sich auf die Vielzahl von Schildläusen, die dazu nötig waren, um aus ihrem harzartigen Stoffwechselprodukt Schellack zu gewinnen.
Während Lacke bis zu Beginn des Industriezeitalters hauptsächlich der Verschönerung dienten, wurde danach auch ihre herausragende Schutzfunktion erkannt. Es begannen sich Betriebe für die Lackherstellung zu entwickeln; der Verband der deutschen Lack- und Druckfarbenindustrie gründete sich 1900 in Berlin.

 

Lackieren in der grafischen Industrie

Durch neue Entwicklungen, zum Beispiel im Bereich der Bindemittel, war es möglich, Lacke immer mehr den Anforderungen ihrer jeweiligen Nutzer anzupassen. Allerdings konnte sich der Druck- und Lackierprozess in der grafischen Industrie über mehrere Wochen hinziehen. So war es in den 1950er/1960er Jahren zwar üblich in einer Druckerei zu drucken, lackiert wurde aber in Lackieranstalten. Dorthin wurden die Druckbogen nach mehrtägigem Trocknungsprozess geliefert. Nach der Lackierung, hauptsächlich mit Lacken auf Lösemittel-Basis, erfolgte der Rücktransport in die Druckerei zur Weiterverarbeitung. 

Neben den offline applizierten Lacken auf Lösemittel-Basis kamen im Inline-Prozess auch Öl basierte Lacke zum Einsatz. Diese konnten, genau wie Öl basierte Offsetdruckfarben, durch das Farbwerk verarbeitet werden. Allerdings waren diese Öldrucklacke durch verschiedene Nachteile gekennzeichnet, wie zum Beispiel leichtes Vergilben, langsame Trocknung oder Geruchs- und Geschmacksbeeinträchtigungen bei Lebensmittelverpackungen. 

Ende der 1960er Jahre kam Bewegung in die Chemie. So begann die Entwicklung der UV Technologie. Diese hatte ihren Ursprung in der Holz verarbeitenden Industrie, wurde aber im Laufe der Jahre auf die grafische Industrie übertragen. Auch gelang es Rohstoffherstellern erstmals, Polymere auf Wasserbasis für die grafische Industrie zu entwickeln. Diese Polymere ermöglichten es Lackproduzenten, Wasser basierte Lacke zu formulieren. Zeitgleich begannen Druckmaschinenhersteller damit, ihre Feuchtwerke so umzurüsten, dass sie den Einsatz Wasser basierter Lacke ermöglichten. Allerdings waren die Ergebnisse im Vergleich zu den damals bewährten Lösemittel-Lacken eher unzureichend. 

Dies änderte sich Ende der 1970er Jahre mit dem verstärkten Einsatz von in die Bogenoffsetmaschine integrierten Lackwerken. Eine Entwicklung, die ACTEGA Terra – zum damaligen Zeitpunkt noch unter dem Namen Joachim Dyes Lackfabrik -  früh erkannte. Als Pionier im Bereich der Überdrucklacke brachte das Unternehmen die ersten Dispersionslacke für die Druckindustrie zur Marktreife. Die Qualität der Lackierungen erhöhte sich deutlich. Mit der Zeit entstand eine immer ausgereiftere Lackserie für die Anwendung im Bogenoffset aus dem Lackwerk: die Produktlinie TerraWet Wasserlacke war geboren.
 
 

Große Entwicklungsschritte für Überdrucklacke

In den folgenden Jahren konnte die Lackiertechnik immer weiter verbessert werden. Durch den Umschwung vom Zwei-Walzen- auf das Kammerrakelsystem wurde der Lackauftrag homogener, das Lackierergebnis durch die definierte Lackauftragsmenge reproduzierbar. Auch konnten mit der neuen Technik Lacke verarbeitet werden, die mit Pigmenten versehen waren, wie zum Beispiel Perlglanz- oder Metalliclacke. 

Mit der Entwicklung der Lackiertechnik stiegen auch die Anforderungen an Überdrucklacke. Immer höhere Maschinengeschwindigkeiten und neue Konfigurationen machten innovative Lacksysteme unverzichtbar. Ob Druckmaschine mit Lackwerk nach Druck oder vor Druck, Doppellackwerk oder Lackmodul vor Wendung, heute müssen Lacke vielfältige Aufgaben erfüllen. Dazu zählen der Schutz des Druckerzeugnisses und die hochwertige Veredelung, aber auch die Erweiterung des Druckerzeugnisses um wichtige Funktionen, wie zum Beispiel Barriereeigenschaften. Darüber hinaus müssen Lacke die Produktivität im Druckprozess und in der Weiterverarbeitung gewährleisten sowie Sicherheit durch die Erfüllung lebensmittelrechtlicher Vorschriften bieten. Um diesen Anforderungen gerecht zu werden, war und ist  intensive Forschungs- und Entwicklungsarbeit die Voraussetzung. Stabile technische Eigenschaften, wie hohe Blockfestigkeit, Hitzefestigkeit oder schnelle Trocknung, sind nur einige Beispiele, die Lacke je nach Anwendung erfüllen müssen. 

Zusätzlich haben in den letzten Jahren Umweltschutz und Nachhaltigkeit an Bedeutung gewonnen. Mit der Entwicklung von TerraGreen Lacken auf Basis nachwachsender Rohstoffe gelang ACTEGA Terra in 2008 ein wirklicher Technologie-Shift.

 

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